Krötenwanderung im Wartburgkreis – Ehrenamtlicher Amphibienschutz an Straßen

Gastbeitrag von Jennifer Schellenberg

Jedes Jahr im Frühling verlassen Erdkröten, Grasfrösche und Molche ihre Winterquartiere in den Wäldern und Feldgehölzen, um an Gewässern abzulaichen.

Dieses Naturphänomen wird im Volksmund auch als „Krötenwanderung“ bezeichnet. Regen, Nässe und steigende Nachttemperaturen ab etwa 5° Celsius sorgen für den Aufbruch.

Anhaltende Nachtfröste und niedrige Nachttemperaturen verschieben oder verzögern die Wanderungen. Meistens liegen die Wander-Höhepunkte im Monat März, bei späten Wintereinbrüchen auch noch Anfang April.

Die bisweilen gar nicht langen Wege der Amphibien können dennoch für die Tiere tödlich enden, wenn sich zwischen Winterquartier und Laichgewässer eine Straße befindet. Als wechselwarme Tiere sind sie in ihrer Aktivität von der Außentemperatur abhängig.

Sie überqueren asphaltierte Straßen und Wege nur langsam und bleiben gern darauf sitzen, da sich die Straßendecke bei Sonne schnell erwärmt und die Temperatur lange hält.

So reichen bereits wenige Fahrzeuge pro Stunde, um einen großen Teil der örtlichen Populationen zu töten.

Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten von weniger als 50 km/h werden die Tiere durch den Sog des darüberfahrenden Fahrzeugs verletzt oder getötet, selbst wenn sie nicht von den Rädern erfasst werden.

Sechs Kilometer Amphibienschutzzäune

Im Wartburgkreis werden daher schon seit Jahrzehnten an etwa ein Dutzend verschiedenen Straßenabschnitten insgesamt bis zu sechs Kilometern Schutzzäune aufgestellt, die durch zahlreiche Privatpersonen, Naturschutzgruppen, Heimatvereine und Jäger ehrenamtlich betreut werden.

Die Zäune werden von der Unteren Naturschutzbehörde zur Verfügung gestellt. Aufbau und Betreuung werden durch Landesmittel des Vertragsnaturschutzes aus dem Haushalt des Thüringer Umweltministeriums gefördert und auch durch die sog. NATURA 2000-Stationen unterstützt.

Die entlang der Zäune eingegrabenen Fangeimer müssen zweimal täglich morgens und abends über zwei bis drei Wochen kontrolliert bzw. geleert und die darin befindlichen Amphibien über die Straße zum Laichgewässer gebracht werden.

Vor dem Einsetzen der Rückwanderung müssen die Zäune wieder abgebaut sein. Die Rückwanderung erfolgt unauffälliger und zeitlich gestreckter als die Hinwanderung.

Dieser hohe und durch den Straßenverkehr für die Helfer bisweilen gefährliche Aufwand schützt nicht nur maßgeblich die örtlichen Amphibienbestände, sondern trägt auch ganz maßgeblich zum Wissen über das Vorkommen bestimmter Arten und die Größe ihrer Populationen bei.

Hinweisschilder machen aufmerksam

So werden im Wartburgkreis jährlich insgesamt über 10.000 Amphibien aus bis zu sechs verschiedenen Arten vor dem Verkehrstod gerettet, ganz überwiegend Erdkröten sowie Teich- und Bergmolche.

An mehreren einzelnen Streckenabschnitten werden jährlich allein über 2.000 Erdkröten erfasst. Die Streckenabschnitte sind in der Regel durch entsprechende Hinweisschilder für die Verkehrsteilnehmer erkennbar.

Autofahrer sollten in den Bereichen ihre Geschwindigkeit freiwillig reduzieren, um Helfer und Amphibien zu schützen. Solche Strecken befinden sich z.B. bei Stadtlengsfeld-Menzengraben, bei Räsa und Abteroda, in der Schergesbachaue nördlich Kieselbach, im Bereich Hautsee / Albertsee, in der Werraaue am Hauenhof, Richtung Gräfen-Nitzendorf am Grundhof-Teich, bei Bairoda sowie in der Elteaue bei Wilhelmsthal und am alten Forsthaus Attchenbach.

Die Untere Naturschutzbehörde dankt an dieser Stelle allen fleißigen Helfern für ihren ehrenamtlichen Einsatz!

Bei Interesse zur Unterstützung dieser Artenschutzmaßnahmen können sich Helfer gern an die Untere Naturschutzbehörde wenden: Tel. 03695/61-6701, E-Mail: umwelt@wartburgkreis.de.